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Ergebniszusammenfassung der mobilen Messkampagne des Projekts COMPAIR der „Open Round“ 2023

Ergebniszusammenfassung der mobilen Messkampagne des Projekts COMPAIR der „Open Round“ 2023

Luftqualität messen und Fahrrad fahren im EU Projekt COMPAIR

Die Vorliebe für das Fahrradfahren und die Wissbegierde für die Wissenschaft verbinden. Ist das möglich? Natürlich! Denn genau darum ging es beim bürgerwissenschaftlichen Projekt COMPAIR, das im Spätsommer fünfzehn begeisterten Bürgerinnen ermöglichte, die Luftqualität auf ihrem Pendelweg per Fahrrad zu messen.


Trotz der 17 hochwertigen Luftqualitätsstationen in Berlin gibt es in vielen Kiezen noch Lücken, wo das Ausmaß der Luftverschmutzung nicht vollständig erfasst ist. Die Identifizierung potenzieller Belastungs-Hotspots ist jedoch entscheidend für die Aufklärung öffentlicher und politischer Akteure, um gezielte gesundheitspolitische Maßnahmen zu ergreifen. Die Kampagne zielte daher darauf ab, Datenlücken in Bezug auf Feinstaub zu schließen und Bürger:innen einzubeziehen, um neues Wissen zur Feinstaubbelastung in Berlin zu schaffen. Bürger:innen wurden mit Luftqualitätssensoren ausgestattet, um aussagekräftige Daten entlang ihrer üblichen Pendlerrouten zu sammeln. Dabei sind sie entlang unterschiedlicher Straßen in ganz Berlin gefahren – vor allem von und zu den Stadtrandbezirken, wo es wenige oder keine Messstationen gibt.


Die Messkampagne lief von Ende Juli bis Mitte Oktober 2023.


Ergebnisse der Messkampagne

Im Laufe der über mehrere Wochen gesammelten Daten wurde neben individuellen Belastungsprofilen auch ein gesamtheitliches Belastungsbild erfasst. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte die durchschnittliche Tagesbelastung von Feinstaub PM2,5 15 µg/m3 an nicht mehr als drei bis vier Tagen pro Jahr überschreiten. In dem Kontext kann man in den untenstehenden Abbildungen die durchschnittliche Feinstaubbelastung betrachten und wie oft diese über dem Grenzwert liegt (rote Linie bei 15 µg/m3).


Wetterverhältnisse – Niederschlag, Temperatur, Wind usw. – haben dabei einen Einfluss auf das Ausmaß der Luftverschmutzung. Die Daten der beteiligten Bürger:innen zeigen, dass die weniger belastenden Perioden zum Teil mit etwas höheren Niederschlagmengen korrelieren, was auf den „Wegspüleffekt“ des Regens zurückzuführen ist. Einen ähnlichen, aber weniger deutlichen Effekt hat die Temperatur, die mit hohen Werten die Feinstaubbelastung tendenziell stärkt.




Die obigen Abbildungen geben einen guten Überblick zur Entwicklung der Feinstaubbelastung zwischen Ende Juli und Mitte Oktober bei den fünfzehn Teilnehmenden. Auf den ersten Blick liegen deutlich mehr Messungen unter dem Grenzwert. Um zu sehen, wie viele es tatsächlich sind, wurden die einzelnen Werte in verschiedene Kategorien eingeteilt, um ein Quasi-Histogramm zu erstellen, in dem die Häufigkeit der unterschiedlichen Verschmutzungsgrade dargestellt wird. Die untere Abbildung zeigt eindeutig: Nur 6% aller Messungen liegen über dem WHO-Grenzwert. Das sind ca. 2 Tage während der gesamten Messperiode. Dennoch sind es bereits fast die Hälfte der Tage, die von der WHO vorgeschrieben werden. Wenn man dabei bedenkt, dass die Emissionen in der heizintensiven Winterzeit ansteigen, bestätigen die Ergebnisse der beteiligten Bürger:innen die Daten der Europäischen Umweltagentur – dass Berlin die am zweitstärksten belastete Stadt in Deutschland ist[1]. Und genau hier muss die Politik aktiv werden. Denn mit den erhobenen Daten können Bürger:innen Druck aufbauen und in Zusammenarbeit mit dem COMPAIR-Team Handlungsempfehlungen im kommenden Jahr formulieren.



Die Messungen der Konzentrationswerte zu bestimmten Tageszeiten geben auch einen besseren Einblick in den Belastungsgrad der Teilnehmenden während der morgendlichen und abendlichen Hauptverkehrszeiten. In der unteren Abbildung sieht man beispielsweise, dass die höchsten Schadstoffwerte zwischen 7 Uhr und 8 Uhr morgens gemessen wurden. Eine steigende Tendenz zum Ende des Arbeitstages ist ebenso anzumerken. Die regelmäßigen Messungen der Teilnehmenden in diesem Zeitraum stärken zudem das Argument, dass die morgendlichen und abendlichen Hauptverkehrszeiten tatsächlich zu höheren Konzentrationswerten während dieser Tageszeiten beitragen.



Wo genau in Berlin während der Messkampagne gemessen wurde, kann auch auf dieser Webseite nachgeschaut werden.


Die Messkampagne ist zwar zu Ende doch nächstes Jahr geht es weiter. In einer öffentlichen Runde möchte das COMPAIR-Team mit weiteren Teilnehmenden auf dem Fahrrad die Feinstaubbelastung in Berlin noch besser erfassen. Dafür braucht es deine Unterstützung!

Wenn du mitmachen möchtest, dann melde dich hier an:

https://compair.aidaform.com/registrierung


Projektverantwortliche:

Vlatko Vilovic: vilovic@inter3.de

Gesine Wilbrandt: wilbrandt@inter3.de


[1] https://www.eea.europa.eu/themes/air/urban-air-quality/european-city-air-quality-viewer



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